Philipp Goldbach

Auf den ersten Blick scheinen Philipp Goldbachs Arbeiten sehr unterschiedlicher Natur zu sein. Die Ausstellung in der Galerie Carol Johnssen kombiniert Fotografien von Kreidetafeln in Universitätshörsälen, Fotogramme von Typenscheiben analoger Lichtsetzmaschinen und großformatige Abschriften von Reisetagebüchern des frühen 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Arbeiten repräsentieren verschiedene Kulturtechniken, eine „Lesbarkeit der Welt“ zu visualisieren. Gemeinsam ist ihnen die Reproduktion von Schrift.

Ob an der Grenze des Entzifferbaren Wort für Wort „mikrografisch“ ausbuchstabiert, als Alphabet-Matrix auf lithografischen Film belichtet oder als ausgewischte Kreidespur auf vernutzten Tafeln – immer geht es auch um vergangene Erfahrungs- und Wissensschätze, deren Inhalte für uns nicht mehr ohne weiteres lesbar sind. Zurück bleiben „objets trouvés“, Relikte von Schreibprozessen, deren Spuren lediglich eine Ahnung davon geben, was sich hier an möglichem Wissen in Schrift gesetzt hat. Gegen den verschütteten Schriftsinn spielen Goldbachs Bilder die Formen und Mittel ihres eigenen Produziertseins aus. In den französischen Wörtern „voir“ und „pouvoir“ im Sinne von „sehen können“ und „fertigen können“ blitzt noch dieser Zusammenhang auf. Erst auf den zweiten Blick zeigt sich uns die unhintergehbare Differenz zwischen dem, was es zu sehen gibt und dem, was uns zu sehen gibt, – als ein offenes Feld für Lektüren.