Aufgemischt

Beate Passow, Warschau, 2022, Tapisserie, 224 cm x 163 cm
aus dem Europa Zyklus MONKEYBUSINESS, Computerzeichnung der Skyline Warschau
Die 4 Filmstills :
links ein kurzer Film über das Töten 1988 (O.T. Krótki film o zabijaniu)
Regisseurs Krzysztof Kieślowski
oben Die Spur 2017 (OT: Pokot, Polen,)
Regisseurin Agnieszka Holland, Drehbuch: Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk
rechts The Hater 2020 ( O.T.Sala samobójców, )
Regisseur Jan Komasa
unten IDA 2014 (O.T. IDA )
Regisseur Pawel Pawlikowski
Vernissage am Mittwoch, 24. Mai 2023 von 18 bis 20:30 Uhr.
Die Künstlerin ist anwesend.
Die Ausstellung „Aufgemischt“ mit Beate Passow zeigt die Fortsetzung ihrer Serie MONKEY BUSINESS. 2020 hat BEATE PASSOW 11 Arbeiten in der VILLA STUCK, München gezeigt. Mehrere Tapisserien mit der Größe von ca. 160 x 280 cm in schwarz/weiß gehalten, die das Thema EUROPA bearbeiten, werden zu sehen sein. Und nun sind wir erfreut, die neuen ergänzenden Arbeiten "Warschau" und "Ukraine" zu zeigen. Zusätzlich zeigen wir frühere Arbeiten, die Ihr Schaffen als Künstlerin porträtiert, welches sich mit Menschen, den politischen Lagern und kulturellen Erscheinungen auseinandersetzt.
2022,
Tapisserie
165 cm x 290 cm
aus dem Europa Zyklus MONKEYBUSINESS
Tapisserie
224 cm x 163 cm
aus dem Europa Zyklus MONKEYBUSINESS, Computerzeichnung der Skyline Warschau
Werke Beate Passows aus der Serie Monkey Business tragen einfache, ja nahezu lapidare Titel. Meist sind es die Orte, die den geographischen Kontext der Arbeit bilden, die dem Bild ihren Titel geben. Im Fall von Brexit wiederum ist es der am 31. Januar 2020 vollzogene EU-Austritt des Vereinigten Königreichs.
Wall Street ist der einzige außereuropäische Ort in der Serie, bekanntermaßen handelt es sich hier um eine Straße im New Yorker Bezirk Manhattan, an dem sich die New York Stock Exchange befindet, die weltweit größte Wertpapierbörse.
Europa bildet demnach den Kern der Serie und es ist unübersehbar, dass Beate Passow in großer Sorge um diesen Kontinent ist. Die Probleme, die Beate Passow in Monkey Business thematisiert liegen auf der Hand: das Fehlen bzw. das von einigen Nationen betriebene bewusste Untergraben einer gesamteuropäischen Flüchtlingspolitik, der Rechtspopulismus bzw. -radikalismus, der an mancher Stelle immer noch als »aufkeimend« bezeichnet wird, Wahrheit jedoch schon lange eine gesellschaftspolitische Realität darstellt.
Offensichtlich geht es um unterschiedliche Protestbewegungen, die sich aus der Gesellschaft herausgebildet haben, wie die Gelbwesten in Frankreich oder die Fridays for Future-Bewegung mit ihrer Leitfigur Greta Thunberg. Das Referendum über den Brexit vom 23. Juni 2016 lag in den Händen der britischen Wähler*innen, es ist jedoch sicher nicht vermessen oder falsch, wenn man behauptet, dass ebendiese Wählerstimmen in die Hände von Politiker*innen gelangt sind, die damit, demokratisch legitimiert, bis heute ihr eigenes Spiel treiben.
Auch wenn es im Fall von Monkey Business nicht Beate Passows eigene Kamera ist, so ist es doch ihr unbestechlicher Blick auf das Europa des 21. Jahrhunderts, auf einen Kontinent, der auf der einen Seite durch Widersprüche, Radikalisierungen und mangelnden Gemeinschaftssinn an den Rand des Überlebens gedrängt wird. Der andererseits Zufluchtsort für Abertausende von Menschen ist, die in dieses Europa ihre ganze Hoffnung setzen. Diese innere Zerrissenheit spiegelt sich in den Arbeiten Beate Passows wider, sie sollen uns die Augen öffnen und uns klarmachen, wie viel Arbeit noch vor uns liegt, um dieses Europa zu retten. Beate Passow hat mit dieser Arbeit schon vor langer Zeit begonnen.
erstmals abgedruckt in Ausstellungskatalog Beate Passow.
Monkey Business, Villa Stuck, München 2021
Michael Buhrs